Filmklub - Mädchenscheu

OT: Girl Shy
Regie: Fred C. Newmeyer, Sam Taylor
Buch: Taylor, Tim Whelan, Ted Wilde
Kamera: Walter Lundin
Musik: Gerhard Gruber live am Klavier
Darsteller: Harold Lloyd, Jobyna Ralston, Richard Daniels, Carlton Griffin, Nola Dolberg

US 1924, Stummfilm mit Live-Klavierbegleitung, 87 Min.

Der schüchterne Harold Meadows (Harold Lloyd) arbeitet als Schneider im Laden seines Onkels. Sobald sich ein weibliches Wesen auch nur in Sichtweite befindet, ereilen ihn Panikattacken und er beginnt zu stottern. Um sein Stottern zu unterbrechen, muss Onkel Jerry mit einer Pfeife trällern, was sich in verschiedenen Variationen als Running Gag durch den Film zieht. Grund genug für Harold, einen Ratgeber zur Überwindung der Schüchternheit zu schreiben. In „The Secret of Making Love“ beschreibt er seine angeblich zahllosen Affären und will anderen Männern in der Eroberung von Frauen Hilfestellungen geben. Mit dem fertigen Manuskript reist Harold in die Großstadt zum Verleger Mr. Thornby. Dabei lernt er die ebenso wohlhabende wie liebenswürdige Mary Buckingham (Jobyna Ralston) kennen, in deren Gesellschaft er überraschenderweise nicht stottert.

Als Harold jedoch feststellen muss, dass man im Verlag sein Buch für eine Lachnummer hält, zieht er sich von Mary zurück. Diese ist zutiefst enttäuscht und will daraufhin ihren zwielichtigen Verehrer Ronald De Vore heiraten. Doch Harold kommt hinter dessen dunkles Geheimnis und bedient sich im atemberaubenden Finale verzweifelt unterschiedlichster Verkehrsmittel wie Auto, Lastwagen, Pferd, Straßenbahn und Feuerwehrauto, um die Hochzeit im letzten Moment doch noch zu verhindern.

Die Mehrzahl seiner gefährlichen Stunts führte Lloyd übrigens selbst aus.

Harold Lloyd war zu Hollywoods beliebtestem Komiker hinter Charlie Chaplin aufgestiegen.  Mit „Girl Shy“ (1924!) wollte Lloyd größere künstlerische Freiheit gewinnen und fungierte erstmals selbst als Produzent. Der Film wurde an den Kinokassen ein riesiger Erfolg. Er verbindet, für damals ungewöhnlich, eine Komödienhandlung mit einer ernsthaften Liebesgeschichte. Die „vielleicht spektakulärste Hetzjagd der Filmgeschichte“ am Ende wurde zum filmischen Impuls für u.a. das Wagenrennen in „Ben Hur“ (1925) oder die gehetzte Fahrt zur Kirche und die Entführung der Braut aus der Trauungszeremonie in „Die Reifeprüfung“ (1967).

Fotos © Jupiter Film

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