Filmklub - Die guten Jahre

Regie: Reiner Riedler
Buch: Katja Schröckenstein, R.Riedler
Montage und Dramaturgie: Gerhard Daurer
Musik: Imre LB
Darsteller: Michael Appelt, Christine Appelt, Astrid Biribauer, Frank Robert, Katharina Schrems, Hannes Kment

AT 2024, 94 Min.

Der Fotograf Michael Appelt hat im Leben einiges geschafft. Er ist zumindest „halb berühmt“, wie er sagt. Nun ist er 53 Jahre alt und fasst einen radikalen Entschluss. Er lässt sich auf eine neue Beziehung ein: mit seiner Mutter Christine. Sie zeigt Anzeichen von Demenz, jemand muss sich um sie kümmern. Also zieht Michael Appelt in sein altes Kinderzimmer. Allmählich begreift man, dass auch Michael auf gewisse Weise ein Pflegefall ist. Traumatisiert von einem langen Krankenhausaufenthalt, kommt er gerade selbst aus einer Lebenskrise und versucht, sich in der neuen Situation als pflegender Angehöriger zurechtzufinden.

Reiner Riedler, dessen Arbeiten weltweit auf zahlreichen Fotofestivals und vielfach in Ausstellungen präsentiert wurden, ist mit „Die guten Jahre“ ein zurückhaltend beobachtendes, dabei aber sehr intimes Porträt über seinen Freund und Wegbegleiter gelungen. "In der Fürsorge findet er Halt und Geborgenheit, kompromisslos lässt er sich auf die Aufgabe ein, während er von den goldenen Zeiten seiner Fotografiekarriere träumt", heißt es in Riedlers Regiestatement zum Film.

Ein Freund öffnet einem Freund sein Leben, und zwar so, dass es phasenweise wie eine offene Wunde wirkt. Aber die Zeit heilt viele Wunden. Und so geht auch bei Mutter und Sohn etwas weiter: Pflaster regen bei ihr Rezeptoren im Hirn an, er wirft wieder einen Blick auf seine Bilder. „Die guten Jahre“ erzählt von essenziellen Themen des Menschseins, des Älterwerdens und der Konfrontation mit dem Ausweglosen. Gleichzeitig macht der Film aber auch Michael Appelts eindrückliches fotografisches Oeuvre zugänglich. Zuallererst ist „Die guten Jahre“ aber eines: Das filmische Zeugnis einer bedingungslosen Liebe, die Mutter und Sohn Grundlage für ein Zusammenleben in Zeiten des Wandels ist. Die guten Jahre sind eben nicht immer die, die man zuerst dafür halten wollte. Die guten Jahre kommen manchmal nach den schnellen Jahren.

Im Anschluss Publikumsgespräch mit Gerhard Daurer (Montage und Dramaturgie).

Fotos © Reiner Riedler Filmproduktion

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